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Das Votivbild der Familie Siger

Votivbild : „Gott zu Lob und Ehr wie auch dem Heiligen Johannes dem Täufer, hab ich Johannes Siger, diese Tafel Anno 1636 machen lassen“.

Das Bild befindet sich an der Empore in der Martinskirche und muß dringend restauriert werden.

Das Votivbild ist in Öl auf eine Holzplatte aus mehreren Bahnen gemalt. Den älteren, inneren Rahmen umschließt ein modernerer Rahmen.
Das Gemälde misst 80 auf 80 cm
.

Die Tafel zeigt die Enthauptung Johannes des Täufers durch den Henker. Der zur Hinrich­tung bereite Täufer hat bereits seinen Kreuzstab zur Seite gelegt, auf dessen Schriftband „Secht an das Lamb Gottes" zu lesen ist. Rechts von Johannes sind Salome und ihre Mutter Herodias zu sehen. König Herodes Antipas hatte Salome .nach ihrem verführerischen Tanz das Haupt des Täufers versprochen (Mt.14, 1-16; Mk 6, 21-28). Im Hintergrund ist der König in einem von Säulen getragenen Saal beim Gastmahl zu erkennen.

Als Votanten sind im unteren Viertel des Bildes Johannes Siger und ganz außen rechts seine Gemahlin Maria zu erkennen. Bei Johannes Siger knien die Söhne Johannes und Martin, auf der Seite der Mutter die Töchter Margaretha, Catharina, Anna, Maria und noch einmal Catharina. Einige der Abgebildeten sind mit kleinen roten Kreuzen als bereits verstorben gekennzeichnet. Die Votanten sind einheitlich gekleidet durchweg mit „spanischen" Halskrausen, die Frauen mit schwarzen Oberteilen und weißen Schürzen, nur die .Mutter trägt einen schwarze Rock, die Töchter dagegen rote Röcke. Die Männer sind in ein schwarzes Obergewand und braune Kniebundhosen gekleidet und tragen weiße Strümpfe. Bei der Haartracht der Töchter fallen jeweils Kränzchen und zwei lange Zöpfe auf.

Unten etwa in der Mitte sind Wappen mit Pflugschar bzw. Wappen zu sehen sowie eine Schriftrolle mit folgendem Text:

Gott Zu Lob und Ehr wie auch dem Heiligen Johannes dem Täuffer Hab ich Johannes Siger disse Taffel Anno 1636 machen lon.

Die Tafel, die nicht als „Holzepitaph" (Kreisbeschreibung Balingen 11 (1961) 5.447) angesprochen werden kann, wendet sich an Gott und Johannes den Täufer und zeigt die Votanten. Nur der konkrete Anlass für die Stiftung der Tafel bleibt ungenannt. Dass sie 1636 „katholisch" wirkt, dürfte an ihrem Standplatz nicht überraschen, obwohl das altwürttembergische Isingen nach 1534 zur Reformation übergegangen war. Der Pfarrsatz gehörte nach wie vor den Johannitern der Komturei Rottweil, was allein schon erklärt, warum auf der Tafel der Ordenspatron Johannes der Täufer einen bevorzugten Platz einnimmt. Besonders zu berücksichtigen ist aber, dass im. Schwäbischen nach der Schlacht von Nördlingen die katholische Sache des Kaisers die Oberhand. gewonnen hatte und Isingen seither unter dem Grafen Heinrich von Schlick „katholisch" regiert wurde oder zumindest von 1635 bis 1650 „ohne evangelische kirchliche Versorgung war. Dies kommt wohl auch in diesem Stifterbild noch zum Ausdruck.

Text und Bild wurden folgendem Bildband entnommen:
"Himmlische Hilf"
Votivbilder vom oberen Neckar und der oberen Donau
von Dr. Winfried Hecht
(vormals Stadtarchivar von Rottweil)
Seite 28

 

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